10.10.2010 Silvia Thurner

Künstlerische Meisterleistungen beim „Zeitklänge“ Festival - Ein dichtes Programm unter dem Leitgedanken „voices in (e)motion“

Der dritte Abend des „Zeitklänge“ Festivals im Saumarkttheater in Feldkirch zeichnete sich durch eine besondere Expressivität aus. Im Zentrum stand Viktor Ullmanns „Weise von Liebe und Tod des Cornets“ nach der berühmten Erzählung von Rainer Maria Rilke. Mit eindringlichen Werkdeutungen beeindruckten Anna Adamik am Klavier, der Flötist Eugen Bertel sowie die Sopranistin Catrin Kirchner und die Sprecherin Ursula Bengel.

 

„Three Watercolours“ von Franghiz Ali-Zadeh stand am Beginn des packenden Konzertabends. Catrin Kirchners schön und kraftvoll geführter Sopranstimme stand die Flöte, gespielt von Eugen Bertel, als Partnerin zur Seite. Das Klavier präparierte Anna Adamik so, dass sich sein Klang einem Spielzeugklavier, abschnittweise auch einer Spieldose annäherte. Mit raffiniert eingesetzten musikalischen Mitteln schuf die aus Aserbaidschan stammende Komponistin drei stimmungsvolle Lieder, „Die Narzisse“, „Der Bootsmann“ und „Erwartung“, die Anleihen an modalen Klangfeldern und der Volksmusik nahmen.

 

Musikdramatisches

Viktor Ullmann komponierte nur knapp vor seinem Tod im Konzentrationslager Theresienstadt Werke, die auf die Nachwelt großen Eindruck machen. Neben der Oper „Der Kaiser von Atlantis“ gilt dies vor allem für das Melodram "Die Weise von Liebe und Tod" nach Rilkes ‚Cornet’-Erzählung. Ullmann fasste zwölf Stücke aus der Erzählung und komponierte dazu eine äußerst dramatische Musik, die die Erzählstränge des Protagonisten von der psychischen Innensicht aus musikalisch ausleuchten. 

Anna Adamik gestaltete den komplexen Klavierpart mit einem kraftvollen Ausdruck, nie überfrachtete sie jedoch den musikalischen Fluss und gab den weniger dicht gesetzten Klangfeldern Zeit. Ursula Bengel bot eine durchdringende Deutung. Mit schauspielerischem Gespür und einer expressiven Körpersprache ließ sie das Publikum Anteil nehmen an den Seelennöten und Leiden sowie der durchscheinenden Hoffnung des Cornets.


Einen überaus beeindruckenden Auftritt hatte der Flötist Eugen Bertel mit dem Werk „Voice“ von Toru Takemitsu. Das Instrument diente quasi als Verlängerung der Stimme, denn in die emotional gespreizten Tonlinien wurden auch Wortfragmente und Laute gesprochen. Auf diese Weise entstanden vielschichtige emotionale Zustandsbilder, die eine körperhafte Gestalt annahmen.
Im Duo mit Anna Adamik war abschließend die Sonate für Flöte und Klavier von Erwin Schulhoff zu hören. Mit diesem Werk wurde eine Klammer zu Viktor Ullmann geschaffen, denn auch Schulhoff wurde im Konzentrationslager ermordet. 


Ebenfalls auf dem Programm standen die „Drei Sonette“, op. 29 für Sopran und Klavier von Viktor Ullmann. Doch damit schien das Konzert beinahe überfrachtet mit hoch dramatischen  Kompositionen. das Publikum bedankte sich ausgiebig für 

diesen inhaltsreichen Konzertabend.